Weltklasse Torwartleistung sorgt für rechnerischen Herren III Klassenerhalt

Die dritten Herren des VfB Stuttgart standen an diesem Samstag vor einer großen Herausforderung. Zum einen stand das Stadtderby gegen den Tabellenführer HTC Stuttgarter Kickers an. Und zum anderen gab es ein entscheidendes Sechs-Punktespiel gegen den SSV Ulm, welcher vor dem Spieltag theoretisch noch mit zwei Siegen am VfB vorbeiziehen könnte. An sich gab es im Laufe des Spieltags eine individuelle Leistungssteigerung der Jungs aus Cannstatt. Dramaturgisch vorgezogen werden sollte das Spiel gegen den HTC. Auf interessante Mannschaften gespickt aus ehemaligen Bundesliga-Spielern im jungen und höheren Alter, sowie anderen sehr stockstarken Spielern, kennt man ansonsten nur von Mannheimern Vereine. Für die meisten vom VfB war es auch im Aktivenbereich die erste Begegnung gegen die Kickers. Mit einem defensiveren Fünferwürfel begann man zunächst recht erfolgreich, hochkonzentrierte Degerlocher viele Möglichkeiten zu nehmen. Erst am Ende der 1. Hälfte und mit wohl 90 Prozent Ballbesitz gelang den Hausherren ihre ersten zwei Treffer. Trainer Steven Krietsch forderte weiterhin diesen defensiveren Spielstil ein, jedoch schaffte es der Tabellenführer mehrmals gefährlich aufs Tor zu schießen. Die in weiß spielenden Blauen konnten, trotz einer recht guten Torhüterleistung, auch vier weitere Tore machen. Doch die Roten erarbeiteten sich mehrere Kontersituationen und stürmten in der 34. Minute zu dritt auf das HTC-Tor. Maximilian Kinzler gab von der linken Schusskreiskante uneigennützig zu dem besser postierten Levi Gläsle, der das gefeierte 1:6-Anschlusstor für den VfB erzielte. Der Cannstatter stand unmittelbar danach im Vordergrund, als eine kurze Ecke aus sieben Meter frontal in Richtung seinem Kopf geschossen wurde und er als Schutzreflex gerade noch den Schläger davor bekam und spektakulär aus dem Winkel klärte. Als VfB Stuttgart hat man sich ordentlich präsentiert und wird sehr wahrscheinlich im allerletzten Saisonspiel gegen den Titelkandidat MHC mitentscheiden, wer Meister in der 4. Verbandsliga wird.
Doch die deutlich wichtigere Partie des Tages war das direkte Duell gegen den SSV Ulm, welches traditionell immer ein absolutes Leidenschaftsspiel ist. Saisonhistorisch betrachtet konnten die dritten Herren des VfB in den letzten 25 Jahren in der Halle noch nie gegen eine SSV-Mannschaft gewinnen. Trotz eines beachtlichen Punktgewinns gegen Karlsruhe standen die Spatzen bereits vor ihrem letzten Spieltag unter Druck und hatten auch gegen Heidenheim ihre direkten Duelle im Abstiegskampf, mit denen sie theoretisch auf Platz 5 vor die Hauptstadtschwaben ziehen konnten. Der Endspielcharakter für die Ulmer wurde schnell klar, welche mit mehreren jüngeren Talenten aufliefen. Die Stuttgarter standen recht offensiv in der Deckung, bekamen aber von Anfang an Probleme mit dem Aufbauspiel der Donaustädter über die linke Seite, die gut eingespielt waren. Zunächst waren die Abschlussmöglichkeiten des SSV eher überschaubar, da die Stuttgarter im Schusskreis eine ordentliche Abwehr stellten. Doch ab der 7. Minute begann das Ulmer Freischießen, da in der Mitte große Lücken und viel zu große Abstände waren. Und bereits hier begann die einmalige Show des im Nationaltrikot spielenden VfB-Keeper Hendrik Niemax, der Monate nach einer komplexen Handverletzung wieder zurückkam. Mehrmals bekamen die Ulmer alleine im Schusskreis den Ball, doch Niemax entschärfte jeden Ball und gewann auch zwei Mal das Duell mit den Stürmern. Durch einen Konter, miteingeleitet von Legendenspieler Andreas Höschele, gewann Florian Wondratschek per Rückhandzieher das Eins-gegen-Eins und kam am rechten Schusskreisrand zum Abschluss. Der Torhüter parierte den Ball gefährlich hoch hinaus, sodass die Stuttgarter ihre erste Ecke erhielten. Da Maximilian Kinzler nicht auf dem Feld war, übernahmen andere Verantwortung. Till Kappelt gab den Ball mittig auf Sven Thomas ab. Dieser zog bei der minimalsten Berührung mit dem Kreis ab und der Ball landete flach im Kasten. Das 1:0 fiel aus dem Nichts. Und der VfB legte direkt nach. Der eingewechselte Levi Gläsle tankte sich ebenfalls in einer Umschaltsituation auf die rechte Schusskreiskante durch und verwandelte den insgesamt zweiten Torschuss des VfB in die lange Ecke – 2:0. Die Ulmer griffen aber weiterhin mit mehr Spielanteilen eher schläfrige VfBler an und bekamen ebenfalls Ecken. Eine Minute vor der Halbzeit leistete sich der VfB im Aufbau einen Schnitzer und der Ulmer schlenzte den Ball hart rechts oben Richtung Winkel, aber Hendrik Niemax fischte diesen Ball gerade so raus und konnte den Nachschuss mit einem kurzen Sprint und liegenden Parade sensationell klären. Auch in der zweiten Hälfte kombinierten sich die Ulmer noch gefährlicher in den Schusskreis und die Durchlässigkeit der VfB-Abwehr zeigte sich auch die weiteren Minuten. Es war der absolute Wahnsinn, wie häufig SSVler vor Hendrik Niemax mit dem Ball alleine auftauchten, aber die unfassbar starke Reaktionsschnelligkeit und Flexibilität des Stuttgarter Schlussmanns bewahrte den VfB jedes Mal vor einem Gegentor. Offensiv fanden die Stuttgarter in der zweiten Hälfte noch seltener statt. Außer einer einzigen ähnlichen Aktion wie beim 2:0, gelangten die Bälle nicht zu den Stürmer, die häufig zu zweit an der Grundlinie warteten. In den letzten zehn Minuten begann der VfB in seiner Grundordnung defensiver zu verteidigen. Wirklich kompakt standen sie nicht, was weitere Torraumszenen des SSV zeigten. Zudem gab es in den Schlussminuten ein richtiges kurze Eckenfestival. Und abermals parierte Niemax alle Schüsse. Erwähnt werden sollte auch, dass Markus Hager in einer Vier-gegen-Eins-Aktion im Rückwärtssprint noch einen Querpass abfing und so ebenfalls den Sieg rettete.
Die Dritten des VfB haben mit diesem schmeichelhaften 2:0-Sieg in ihrem dritten Jahr in der 4. Verbandsliga wieder zumindest rechnerisch vorzeitig den Klassenerhalt perfekt gemacht. Zittern muss man nur noch um den Klassenerhalt der VfB Herren II Mannschaft. Je nachdem wie sich die Abstiegskonstallationen aus den oberen liegen entwickeln, könnten die Herren II bei einem Abstieg auch die Herren III eine Liga tiefer ziehen.
Im Bild von links:
Justus Blönnigen, Sven Thomas (1), Andreas Höschele, Sebastian Heck, Christian Schneefuß, Maximilian Kinzler, Markus Hager, Florian Wondratschek, Trainer Steven Krietsch, Till Kappelt, Levi Gläsle (2) und Torhüter Hendrik Niemax