Herren II gewinnen die Hitzeschlacht von Gmünd

An diesem Sonntag fand nachmittags eine wirkliche spannende Begegnung in der 2. Verbandsliga Baden-Württemberg statt. Während die zweiten Herren des VfB Stuttgart in ihrer vorletzte Saisonpartie Chancen auf den Klassenerhalt wahren und den ersten Auswärtssieg in der Saison holen wollen, hatte der 1. FC Normannia Gmünd die Gelegenheit, mit einem Sieg mit einem deutlich besseren Torverhältnis die Tabellenspitze vor Esslingen und Villingen zu übernehmen. Die Ostälbler hatten lediglich eine einzige Saisonniederlage, was klar für eine gute Defensivarbeit spricht.
Es war schon für die ein oder andere Zuschauerin verblüffend, dass beide Teams bei einem so entscheidenden Spiel nicht einen vollen Kader auftraten: Schwäbisch Gmünd stellte gerade elf Spieler, der VfB kam auf 14, jedoch mit nur zwei Feld-Auswechselspielern. In der Konstellation besonders ist, dass Moritz Streule auch mit seinem Vater Rainer Streule zusammen auf den Platz stehen konnte, was einfach eine schöne generationenübergreifende Hockeygeschichte ist. VfB-Trainer Steven Krietsch stellte seine Mannschaft auf ein echtes Kampfspiel auf sehr sandigen Rasen ein, welches bei Temperaturen oberhalb der 32°C-Marke angepfiffen wurde.
Der VfB Stuttgart erwischte gegen die sehr flachen 4-4-2-stehenden Gmünder einen Blitzstart. Nach wenigen Sekunden gab es bereits den ersten Stuttgarter Torabschluss, der knapp pariert werden konnte. Das Pressing vor der Mittellinie sorgte für einige Ballgewinne und weitere gefährliche Aktion der Hauptstadtschwaben. In der 5. Minute gelang es Finn Moll im Angelo Stiller-Style den Ball vor der Normannia abzufangen und schickte Nils Kegler vor den Schusskreis. Dieser legte den Ball am Torwart vorbei auf Adrian Zürn, der im Liegen den Ball mit der Schlägerspitze und höchstens 3 km/h ins Tor murmelte. Während die Gmünder „runde Seite“ reklamierten, bildete sich im Mittelkreis eine Stuttgarter Jubeltraube, die ihren 1:0-Schützen standesmäßig feierte. Wenige Minuten später gab es die erste Trinkpause, die in jedem Viertel gern angenommen wurde. Eigentlich hatten die Gäste die Partie in der Hand, ein paar Mal gingen einige Schläge durch das Mittelfeld, sodass die Gmünder gefährliche Kontersituationen fahren konnten. Richtig zum Abschluss kamen sie zunächst nicht.
Dies änderte sich allerdings im zweiten Viertel. Mit einem schnellen Sprint steckte Normannia einen Ball durch, dessen Stürmer nur noch Torhüter Hendrik Niemax vor Augen hatte. Doch das versuchte Umkurven ahnte der Stuttgarter Schlussmann und konnte ihn in eine sehr schlechte Schussposition bringen, die er letztlich nur ans Außennetz brachte. Es war eine Phase zu sehen, wo die Spielanteile etwas mehr bei den Gmünder lagen, die aber massiv Probleme außen hatten, gegen Aurel Arriaga, Jan-Luca Ingerl auf der rechten oder Steven Krietsch und Moritz Streule auf der linken Abwehrseite durchbrechen zu können. Stuttgart verteidigte grundsätzlich geschlossen und kam ebenfalls zu Konter über pfeilschnelle Dribblings von Till Kappelt oder Levi Gläsle. Mit dem VfB-Powerplay im rechten Schusskreisbereich holte der VfB seine ersten beiden Ecken heraus, die aber ohne den etatmäßigen Eckenschütze Maxi Kinzler nicht verwandelt wurden. Die letzte Minute vor der Pause hatte es in sich: Erst legte Florian Wondratschek nach einem gewonnen 40m-Sprint den Ball auf Stürmer Rainer Streule, dessen freier Abschluss im Kreis mit dem Fuß gehalten wurde, dann hatte Gmünd mit einer Volleyabnahme nach einer Flanke von der rechten Seite die beste Chance in der Halbzeit, die Niemax katzenartig gerade aus der linken Ecke holte.
Die zweite Hälfte begann wieder mit sehr starkem Pressing von zwei VfB-Stürmer, die Normannia in ihrem Viertel umzingeln konnte. Das Einschnüren war mit einer hohen Laufbereitschaft verbunden, beiden Mannschaften sah man die Intensivität an, die VfB-Fotograf J. Koschler @kampfplatzroteerde auf seinen Bildern festhalten konnte. Die Gmünder konnten dann fünf kurze Ecken hintereinander erhalten, schafften es aber nicht, den VfB zu überwinden. Der für die zweite Hälfte eingewechselte Keeper Christopher Tietze holte mit dem Handschuh einen Schlenzer aus dem Eck. Doch Schluss war lange nicht: Im letzten Viertel warfen die Gmünder nochmal alles rein. Volker Reif spielte auf seiner Seite den Spielverderber und vereitelte mit guten ballgewinnenden Tacklings Konter, Steven Krietsch pflückte die Langschlenzer herunter. In der 55. Minute erarbeitete Levi Gläsle sich noch eine Riesenchance, die am rechten Außenpfosten vorbei schlitterte. In der letzten Minute kassierte Adrian Zürn eine gelbe Karte, da ein Zweikampf mit einem Gmünder etwas hitzig wurde. In Unterzahl gelang den Stuttgartern noch durch einen Ballgewinn die letzten 60 Sekunden, die der VfB zum Teil im Fallen und im Liegen und „kämpfend wie die Ochsen“ überstanden. Mit dem 0:1 gelang dem VfB II auf dem Feld in der 2. Verbandsliga der erste Auswärtssieg seit 21 Jahren. 2004 schlug man damals Tübingen 1:2. Nun haben die Stuttgarter am letzten Spieltag in Villingen sogar noch in der eigenen Hand, die Klasse zu halten.