Der Spieltag der VfB Stuttgart-Herren in Bietigheim hatte es in sich: Unter der Woche war es noch nicht absehbar, wie viele Spieler einsatzbereit sind. Mit etwas Glück schaffte das Team von Steven Krietsch einen 8-Mann-Mini-Kader zusammenzustellen. Es ist 14 Jahre her, dass eine Dritte des VfB in der Halle einen Sieg in der 4. Verbandsliga eingefahren hat, dies gelang zuletzt am 22. November 2009 gegen den HC Gernsbach. Besonderen Fokus lag klar auf das Spiel gegen den JSK Strasbourg HC, weil sie mit dem VfB aufgestiegen sind. Zunächst soll aber über das spätere Spiel gegen Tabellenführer Karlsruher TV berichtet werden: Gegen den KTV gingen die Stuttgarter nach einem Blitzstart per kurze Ecke durch Maximilian Kinzler in Führung. Später zeigte der Spitzenreiter seine Klasse und holte sich durch viele temporeiche Aktionen die Führung (5./8.min). Der VfB glich zwar unmittelbar wieder aus, jedoch kamen sie den spielstärkeren Karlsruhern nicht mehr hinterher: 2:5 stand es zur Pause. Die zweite Hälfte bestritt der VfB durch ein paar Spielerausfälle nur noch in Gleichzahl. Auch wenn schnell zwei weitere Gegentreffer fielen, erkämpften sich die Cannstatter Jungs noch ein paar Tormöglichkeiten und verteidigten in den letzten Minuten tapfer, auch wenn zu diesem Zeitpunkt manche 75 Minuten Spielzeit in den Knochen hatten. Gegen einen designierten Aufsteiger 2:7 zu verlieren, war leistungstechnisch in Ordnung.
Viel wichtiger war daher das Europaspiel gegen Strasbourg. Bereits in den letzten Jahren konnten die Franzosen in der Halle regelmäßig gegen den VfB gewinnen, sodass man sich bereits auf ein schweres Spiel eingestellt hat. Weil die Elsässer aber auch nur zu acht waren, sah man auf jeden Fall eine kleine Chance, zumal die Stuttgarter etwas dynamischer aufgestellt waren. Von Anfang an bot der VfB Vollgas-Hockey. Seine erste kurze Ecke verwandelte Maximilian Kinzler nach Vorlage von Alessio Gualitieri souverän im langen Eck (4.). Strasbourg zeigte sich jedoch unbeeindruckt und drückte wenige Minuten später mit ihren ersten Schuss den Ball über die Linie (6.). Mit einer hohen Ballsicherheit versuchte der VfB in den nächsten Minuten aufzubauen und immer wieder den Ball an die Bande zum Mann zu bringen. Als es sich schon zweimal angedeutet hat, ließ sich Christian Schneefuß mit einer Lauffinte mal fallen, dass die Straßburger die ganze rechte Seite aufmachten und der US-Amerikaner Ryan Fleming nach guter Ballstaffette den VfB mit 2:1 wieder in Führung schoss (10.). Doch die kurze Spielhoheit verloren die Hauptstadtschwaben direkt danach wieder. Strasbourg gelang es immer wieder, ihren vorhandstärksten Mittespieler freizuspielen, bei dem erst durch eine Doppelung Balleroberungen ermöglicht wurden. Christopher Tietze bekam in den nächsten Minuten vier Schüsse auf das Tor, die er stark parierte. Kurz darauf hatte der VfB die Chance per Entlastungsangriff, aber ein schlechter Pass in die Vorhand mündete in eine 2:4-Unterzahlaktion, die der VfB nicht mehr verteidigen konnte - 2:2 nach 14 Minuten. Sofort nach Wiederanpfiff zeigte Levi Gläsle einen Geistesblitz und holte wegen nicht beachteten Abstand direkt die nächste kurze Ecke heraus. Nach Hereingabe durch Florian Wondratschek setzte Moritz Streule den Ball in die Maschen (15.). Es blieb in dem intensiven Spiel fast nie Zeit zum Durchatmen, weil beide Teams immer den schnellsten Weg zum Tor suchten und keine langen Spielaufbau benötigten. Obwohl der VfB in den letzten fünf Minuten keine Chance mehr zuließ, kam den Stuttgarter in einer eher harmlosen Aktion der Ball im Kreis an den Fuß. Per Ablage verwandelten die Franzosen die Pausen-Schlussecke zum 3:3 (20.), die erneut "wie aus dem Nichts" kam.
In der zweiten Hälfte wollte Steven Krietsch noch früher den Gegner im Aufbau attackieren lassen. Die risikoreiche Variante soll den Stuttgartern den Sieg bringen, mit der man aber auch schneller in einen Konter laufen kann. Doch die Taktik schien aufzugehen: Strasbourgs Bälle fanden nicht ihren Mittespieler, Stuttgart erlief sich teilweise auch die Querpässe zwischen den JSK-Aufbauspielern. Strasbourg gelang es aber, den VfB immer beim Schuss entscheidend zu stören, sodass es keinen gefährlichen Abschluss gab. Nun verteidigte auch Strasbourg ausgewählte Spieler in enger direkter Manndeckung. Stuttgart überlistete diese jedoch mit einem Trick. Der Mann gedeckte Florian Wondratschek ging nämlich am hinteren Ende des Wechselstreifens heraus, während Ryan Fleming vorne hereinkam und der Strasbourger Deckung direkt entwischte. Der Ball wurde ihm in den Lauf gespielt und im Kreis stocherte er den Ball am Torwart unter großem Jubel zum 4:3 rein (29.). Die letzten zehn Minuten waren offen, jedoch verteidigte Stuttgart alles bis zur Mittellinie weg. Die Württemberger vergaben zum Schluss noch zwei Ecken, aber es reichte: Wieder gewann mal eine Dritte in der 4. Verbandsliga, was ein ungewöhnlicher Erfolg ist, auf den der VfB Stolz sein darf!
Im Bild hinten von links:
Christian Schneefuß, Levi Gläsle, Maximilian Kinzler (4), Florian Wondratschek, Moritz Streule (1)
Vorne von links: Christopher Tietze (TW), Steven Krietsch (Trainer), Alessio Gualtieri, Ryan Fleming (2)